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Zwischenzahnreinigung: Für alles die richtige Technik

Geschrieben von Svenja Münster-Grassel | 25.10.22 09:51

Birgit Hühn ist ausgebildete Dentalhygienikerin und ITOP-Teacher, Säure-Basen-Beraterin sowie in der Gesundheits- und Präventionsberatung tätig. Im Interview gibt sie Tipps zum Umgang mit Zahnseide und Interdentalbürstchen sowie der Patientenmotivation.

 



Frau Hühn ist außerdem Gründungs- und langjähriges Vorstandsmitglied des VDDH – Verband Deutscher Dentalhygieniker und im Vorstand bei Zukunft Prophylaxe. Heute hat sie sich unseren Fragen zur Zwischenzahnreinigung gestellt.

 

 

Wawibox: Liebe Frau Hühn, welche Produkte rund um die professionelle Zahnreinigung nutzen Sie am liebsten?

Birgit Hühn: Ich sehe die Behandlung als Ganzes und für mich steht vor allem der Patient im Mittelpunkt, daher mag ich die Mundhygieneinstruktion und Beratung des Patienten am liebsten. Generell wichtig ist ein strukturierter Ablauf. Das Anfärben des Biofilms halte ich heutzutage für einen Standardschritt. Dadurch kann der Patient selbst erkennen, wo sich die Plaque-Inseln befinden und an welchen Stellen vorhandene Defizite verbessert werden sollten.


Wawibox: In welchen Fällen bevorzugen Sie die Anwendung von Interdentalbürstchen
?

Birgit Hühn: Ganz wichtig: Interdentalbürstchen sollten patientenindividuell vermessen werden. Gerade im Molarenbereich gilt das Interdentalbürstchen als effektivstes Hilfsmittel für die Zahnzwischenräume. Nach dem Vermessen mit einer Messsonde übe ich mit dem Patienten das Einführen des Bürstchens in den Interdentalraum. Dazu braucht man manchmal ein bisschen Geduld und Übung. Auch bei den Interdentalbürstchen gibt es verschiedene Qualitäten. Am besten sind Interdentalbürstchen mit Mikrofaserfilamenten und einem relativ filigranen Chirurgendraht. Wenn der Kerndraht zu dick ist, lässt sich das Bürstchen nur sehr schlecht einführen. Das hat zur Folge, dass der Patient die Geduld und damit leider auch die Motivation verliert.


Wawibox:
U
nd wem empfehlen Sie eher Zahnseide?

Birgit Hühn: Die richtige Anwendung der Zahnseide wird allen Patienten gezeigt und geübt. Die Verletzungsgefahr bei nicht sachgerechter Anwendung ist das Gefährliche. Vor allem bei sehr eng stehenden oder verschachtelten Frontzähnen ist die Zahnseide immer noch das Mittel der Wahl. Wichtig ist, dass der Patient alle Hilfsmittel kennt und richtig zu nutzen weiß. Im Grunde ist es wie mit allem: Jedes Produkt hat seine Daseinsberechtigung, man muss es nur korrekt anwenden. Die Kriterien 'effektiv, atraumatisch und vom Patienten akzeptiert sind hier ausschlaggebend.


Prophylaxe ist das A und O für einen gesunden Mund | Quelle: SteelStock, shutterstock.com

 

Wawibox: Wie motivieren Sie Ihre Patient:innen zur Verwendung von Interdentalbürstchen oder Zahnseide?

Birgit Hühn: Um den Patienten gut anleiten zu können, muss das Prophylaxepersonal selbst eine gute Mundhygiene betreiben und auch den Präventionsgedanken erkannt haben. Prävention heißt vorbeugen. Die Salutogenese müsste in der Lehre als Ansatz genommen werden. Im Moment ist es eher die Pathogenese. ITOP ist die Philosophie, die Salutogenese betreibt. Wichtig ist, dass das Praxispersonal gut ausgebildet ist und auch eine Eigenverantwortung für das Thema Gesundheit entwickelt. Dafür gibt es ITOP-Workshops in den Praxen, um dies zu vermitteln. Als ITOP-Teacher ist es mir sehr wichtig, den Patienten mit viel Spaß eine gute Mundhygiene zu vermitteln. Beim T2T – Touch to Teach – werden die Hilfsmittel vorgestellt und deren richtige Anwendung im Mund gezeigt. Wichtig ist, dass der Patient spürt, was passiert und dann die korrekte Anwendung selbst trainiert. Ich korrigiere den Winkel und eventuell den Druck. Diese Art der Mundhygieneinstruktion braucht Zeit, deshalb sollte für die DentalHomeCare-Beratung extra Zeit oder sogar ein eigener Termin eingeplant werden.

 

Vielen Dank für das interessante Gespräch, Frau Hühn!