Neues wagen: New Work in der Zahnarztpraxis
Lässt sich New Work auch in Zahnarztpraxen leben? Darüber haben Branchenexpert:innen bei unserem Online-Event DIGITAL DENTAL DAYS 2021 diskutiert und zahlreiche Tipps gegeben. Wir lassen die zentralen Aspekte Revue passieren und stellen dir gerne die Videoaufnahme zur Verfügung.
I Was ist New Work?
II New Work in der Zahnarztpraxis
III Vorteile von New Work in der Zahnarztpraxis
IV Tipps zur Umsetzung
Was ist New Work?
Was man häufig automatisch als „New York“ liest, hat erst einmal nichts mit einer Metropole zu tun. Vielmehr geht es bei New Work um ein neuartiges Verständnis von Arbeitsmodellen.
Eine erste Annäherung an das Thema und Einblicke in persönliche Strategien bot uns die Diskussionsrunde „New Work: Wie schaffen es medizinische Einrichtungen, den Veränderungen der Gesellschaft zu folgen?“ mit Kommunikationstrainerin Verena Faden und den Zahnarztpraxisinhaber:innen Dr. Petra Volz, Alex Volz, Dr. Rebecca Komischke und Dr. Denis Paksoy.
Der Sammelbegriff New Work umfasst neue Arbeitsmodelle und -formen. Oftmals äußert sich „neues Arbeiten“ in einer stärkeren Berücksichtigung der Bedürfnisse von Mitarbeiter:innen.
Beispiele:
⇒ Eine 4-Tage-Woche
⇒ Gleitzeit
⇒ Ortsunabhängiges Arbeiten
⇒ Agiles Arbeiten
⇒ Eigenständiges, selbstverantwortliches Arbeiten
⇒ Gegenseitiges Vertrauen und Wohlwollen
⇒ Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten
Einige Prinzipien wie Gleitzeit oder Home-Office sind in Arztpraxen wegen der vorgegebenen Behandlungs- und Verwaltungsprozesse sowie der festen Sprechzeiten leider eingeschränkt bis unmöglich.
Dennoch gibt es zahlreiche Möglichkeiten, New Work in den zahnmedizinischen Arbeitsalltag zu integrieren, wie an den Beispielen der Teilnehmer:innen unserer Diskussionsrunde deutlich wurde.
New Work in der Zahnarztpraxis: Das sagen Branchenexpert:innen
Die Teilnehmer:innen haben alle ihre persönlichen und individuellen Erfahrungen mit New Work im Kontext der Zahnmedizin gemacht.
Während das Ehepaar Volz die Kooperation und Eigenverantwortung sowie die Freude an der Arbeit als zentrale Aspekte betonten, legte Dr. Rebecca Komischke den Fokus auf die Ansprüche von Bewerber:innen an Jobs im zahnmedizinischen Bereich. Wer für Auszubildende eine attraktive Zahnarztpraxis sein möchte, muss ihr zufolge Mitarbeiter:innen Raum geben, sich entwickeln zu können.
Auch das Thema der Digitalisierung spielt hierbei eine große Rolle, so Dr. Komischke. Denn gerade junge Fachkräfte wünschen sich Arbeitgeber, die mit der Zeit gehen.
Trotz der zeitlichen und räumlichen Einschränkungen durch die Behandlungsmodalitäten lässt sich eine gewisse Flexibilität gerade in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch in den Arbeitsalltag integrieren.
So brachte eine Mitarbeiterin von Frau Dr. Volz während des Lockdowns ihr Kind kurzerhand mit in die Praxis, wo es von einem Azubi betreut wurde.
Neue Situationen benötigen manchmal eben neue Lösungen – und wer es da als Arbeitgeber schafft, seinen Mitarbeitenden das Leben leichter zu machen und traditionelle Strukturen neu zu denken, wird mit zufriedenen und treuen Mitarbeitenden belohnt.
New Work ist auch in der Zahnarztpraxis anwendbar| Quelle: Andrey_Popov, Shutterstock.com
Ist New Work eine Generationenfrage? Nein! In diesem Punkt sind sich alle Teilnehmer:innen einig. New Work ist vor allem ein Mindset und dadurch altersunabhängig.
Im Mittelpunkt des „neuen Arbeitens“ in der Zahnmedizin steht deswegen für alle die gegenseitige Wertschätzung. Ihrer Erfahrung nach wird zum Beispiel die Art und Weise des Umgangs miteinander verstärkt reflektiert – und zwar von allen Teammitgliedern, berichtet Verena Faden.
Die Vorteile von New Work in Zahnarztpraxen
Gegenseitiges Interesse und ein wohlwollendes Arbeitsklima markieren die zentralen Aspekte, die New Work nicht nur in der freien Wirtschaft, sondern auch im zahnmedizinischen Bereich darstellen.
Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Ein gutes Arbeitsklima führt dazu, dass sich Menschen wohlfühlen, gerne zur Arbeit kommen und weniger gewillt sind, ihren Arbeitgeber zu wechseln.
Ein gutes Arbeitsklima schafft man wiederum, indem man seinen Mitarbeitenden vertraut (auch das will gelernt sein), ihnen Verantwortung übergibt, Raum für Fehler und Erkenntnisse lässt und ihnen im Rahmen der Möglichkeiten Freiheiten und Flexibilität zugesteht.
Mit dem Stichwort Unternehmenskultur gelangen Werte zurück in den Fokus der Zusammenarbeit und gewinnen neue Bedeutung für Mitarbeiter:innen.
Und eine wertschätzende Praxiskultur wirkt sich langfristig auch auf die Patient:innen aus, denn sie macht aus der Zahnarztpraxis eine echte Wohlfühlpraxis!
Was verstehst du unter New Work in der Zahnmedizin?
Teile deine Erfahrungen und Ansichten in den Kommentaren unter diesem Blogartikel!
Tipps für die Etablierung von New Work
⇒ Anreize für Mitarbeiter:innen tragen zu einer positiven Atmosphäre bei: Regelmäßige Entwicklungsgespräche, gegenseitiges Vertrauen und andere nicht-monetäre Anreize steigern die Motivation langfristig und sorgen dafür, dass sich alle am Arbeitsplatz wohlfühlen.⇒ Offenheit für neue Ideen und digitale Technologien wirken wie ein Azubi-Magnet: Gerade junge Menschen wünschen sich ein modernes Arbeitsumfeld.
⇒ Weiterbildungsmöglichkeiten binden Mitarbeiter:innen an deine Praxis: So verlierst du keine Talente, sondern profitierst von ihrer steigenden fachlichen Kompetenz.
⇒ Eigenverantwortung fördern durch klare Zuständigkeiten und eigene Projekte: So kann sichergestellt werden, dass es für alle wichtigen Prozesse konkrete Ansprechpartner:innen gibt und nichts vergessen wird.
⇒ Wertschätzung im Team: Einfach mal „Danke!“ zu sagen und die Leistung der Mitarbeiter:innen bspw. im Teammeeting anzuerkennen, ist leider vielerorts noch keine Selbstverständlichkeit, zahlt sich aber aus!
Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich bei den Teilnehmer:innen unserer wunderbaren Diskussionsrunde bedanken:
Verena Faden
Als Teamentwicklerin und Coachin unterstützt Verena Faden Klinik- und Praxisteams dabei, wertschätzender zu kommunizieren. Ihre Schwerpunkte sind Team-, Führungskräfte- und Persönlichkeitsentwicklung.
Dr. Petra Volz & Alex Volz
Dr. Petra Volz und Alexander Volz führen die Zahnarztpraxis [fotzn'spanglerei] in Garmisch-Partenkirchen. Durch ihr innovatives Praxiskonzept zählen sie insbesondere bei Angstpatient:innen zur Top-Adresse.
Dr. Rebecca Komischke
Dr. Rebecca Komischke ist Inhaberin einer Familienpraxis mit einem Fokus auf digitale Zahnmedizin und Ästhetik. Als Coachin teilt sie zudem wertvolles Wissen und Erfahrungen bei Fragen rund um Berufsstart und Personalführung.
Dr. Denis Paksoy
Dr. Denis Paksoy ist Facharzt für Oralchirurgie und hat nach diversen beruflichen Stationen, u. a. als Chefarzt bei den Maltesern und COO von zahneins GmbH, mit „Smile 24“ eine der modernsten Praxen in NRW gegründet.
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